Küstenwanderung auf dem E9

Vier Mitglieder vom DAV der Sektion Rostock trafen sich am letzten Aprilwochenende bei schönstem Wetter auf dem Wismarer Bahnhof, um von dort über Lischow bis nach Rerik oder auch weiter zu wandern. Das Schöne an unserem Bundesland ist ja, dass man seine Wanderungen so legen kann, dass man immer die Nähe zu einem Regionalbahnhof oder einer Bushaltestelle einplanen kann, um flexibel auf Wetter, Fitness oder Zeit reagieren zu können. Die grobe Richtung war klar: Go east. Aber dabei wollten wir besonders einsame und schöne Ecken entdecken. Wir sahen den Faulen See, gingen an Rapsfeldern vorbei, bis wir die Wismarer Bucht und das in ihr liegende Betonschiff sehen konnten. Wir kamen durch kleine stille Dörfer, passierten ein Pferdegestüt und mehrere kleine Waldgebiete. Dort ließ sich gut Rast machen. Aber besonders romantisch war es im zweiten Wald, den wir an einem Bachufer durchquerten. Da wir auf einen „Berg“ wollten – schließlich sind wir vom Alpenverein- wechselten wir etwas unsere Richtung, um auf den Mühlenberg bei Tillyberg zu steigen. Diesen Platz hatten wir für unsere Mittagsjause auserkoren. Wir hatten von oben einen phantastischen Blick auf die Landschaft und den Stausee bei Farpen. Auf dem Mühlenberg saßen wir auf den Resten der einstigen Mühle und bewunderten die über 100-jährige Eiche. Wir folgten dann dem Forstweg weiter bis wir schließlich nach 25 km im Landgasthof Lischow ankamen. Unterwegs begegneten wir oft Wildtieren. Der ganze Weg zog uns mit seiner Atmosphäre in den Bann. Dieses entspannende Gefühl wurde bei unserer Ankunft noch verstärkt. Zeigte sich doch dieser versteckte und großzügige Platz als eine Oase, für alle, die die Natur lieben.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen wäre Gelegenheit gewesen, um zum nahe gelegenen Bahnhof Hageböck zu gehen, wo der Zug einen wieder in den Alltag brachte. Wir aber gingen wie geplant weiter. Es war nicht so sommerlich warm und sonnig wie am Vortag, aber wider Erwarten trocken. Wir kamen aus dem Staunen nicht raus, darüber, dass wir wieder so viel Wild sahen: Rehe, Hirsche, Hasen, Kraniche, Eichelhäher, Raubvögel, eine Weinbergschnecke und einen riesigen Käfer. Von den Wildschweinen bemerkten wir nur das Aufgewühlte im Wald. Zum Glück nicht sie persönlich. Der Landweg war sehr hügelig. Immer, wenn wir dachten, dass wir oben wären, mussten wir noch eine Bodenwelle erklimmen, um auch nach Nordosten einen weiten Blick auf die Landschaft zu haben. Und da lag es dann endlich vor uns, das Salzhaff. Wir kamen aber nicht gleich an sein Ufer, weil der ursprüngliche Weg bei Pepelow zugewachsen war, sodass wir erst mehrere Kilometer später nach der Überschreitung des Hellbaches an das Ufer des Salzhaffes kamen. Dort am anderen Ende der Bucht noch ganz klein sahen wir es dann, unser Ziel Rerik. Jetzt direkt am Wasser gestaltete sich der Weg ausnehmend wild mit Spuren des letzten Hochwassers. Toll. Wir überquerten eine Holzbrücke und kurz vor Rerik erklommen wir sogar wieder sowas wie einen „Berg“. Das schöne Rerik war schnell durchwandert und der Bus 121 nach weiteren 25 km erreicht. Müde und glücklich ließen wir auf der Fahrt nach Rostock die zwei intensiven Tage Revue passieren. Wir haben Appetit auf mehr bekommen. Unser unbekanntes Mecklenburg-Vorpommern ist einfach zu schön, um es nicht zu Fuß abseits der bekannten Wege zu entdecken.

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